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Katharina, bist du rasiert?

“Seit ich mit meiner Frau verheiratet bin, liebe ich jeden Stoppel an mir.”

Unsere erste Interviewee ist Katharina Wohlrab. Katharina ist 27 Jahre alt und Geschäftsführerin der NGO Tech4Girls. In ihrem Privatleben ist sie Hundemama von drei Hunden mit einem Tierliebeherz, dass so groß ist, dass noch ein Pferd reinpasst. Sie lebt mit ihrer Frau in Berlin und verbringt dort gerne Zeit in ihrem Garten, wo sie Obst und Gemüse anpflanzt.

Katharina Wohlrab, CEO von Tech4Girls, im Interview

Entfernst du deine Intimbehaarung?

Nein.

Warum?

Am Anfang war ich zu faul und wollte mir den Stress nicht machen. Als ich noch Männer gedatet habe, habe ich schon sehr darauf geachtet, dass an meinem Körper kein Haar zu viel oder Stoppel ist. Seit ich mit meiner Frau verheiratet bin, liebe ich jeden Stoppel an mir.

Warum ist Intimbehaarung oder Intimrasur ein Tabuthema?

Das hat total viel damit zu tun, dass das Idealbild der Frau in unserer Gesellschaft geprägt ist von Attributen, die eigentlich kleine Mädchen haben. Wenn man einen Mann fragt, wie seine Traumfrau aussieht hört man oft Dinge wie, glatte Haut, zierlich, keine Haare am Körper. Und es gibt auch diese Idealisierung der Reinheit. Frauen haben rein zu sein, unschuldig. Dazu passen keine Haare. Körperbilder, die dem nicht entsprechen, sei es Körperbehaarung oder wenn man mal auf den BH verzichtet, stehen diesem Bild dann entgegen. Deswegen reagiert die Gesellschaft, die ja leider noch sehr von männlichen Idealvorstellungen geprägt ist, so negativ auf Bilder, die eben nicht der reinen Jungfrau entsprechen.

Hast du jemals eine unangenehme Erfahrung im Kontext von Intimbehaarung gemacht?

Nein, das nicht. Ich habe mich mit meiner Intimbehaarung eigentlich immer wohl gefühlt. Ich habe eher Probleme mit Beinbehaarung. Das ist ja auch noch nicht normal und Beinbehaarung ist eben deutlich sichtbarer als der Intimbereich. Da ertappe ich mich dann schon mal bei dem Gedanken, dass ich mir nochmal schnell die Waden rasieren sollte, weil meine Haare dort dunkler sind. So möchte ich eigentlich gar nicht denken und stelle mir damit manchmal selber ein Bein, aber ganz frei machen kann man sich von diesen Idealen eben auch nicht.

Was bedeutet Intimität für dich?

Intimität ist etwas ganz persönliches und es kommt ganz drauf an, was man darunter versteht. Die Gesellschaft gibt uns aber auch mit, dass Intimität etwas ist, worüber wir nicht sprechen sollten. Es fängt bei der Sprache an, dass uns beigebracht wird, dass wir uns für gewisse Dinge schämen müssen. Wörter wie Schamlippen oder Schamhaare zum Beispiel. Damit wird uns das Gefühl gegeben, dass wir uns für unseren Körper schämen sollten. Für mich ganz persönlich bedeutet Intimität Echtheit und Authentizität. Ungeschönt mit den Menschen zu sprechen die man mag und bei denen ich ganz ich selbst zu sein.

Warum glaubst du, ist es für manche Menschen schwer, ihren Körper zu mögen?

Die Medien geben uns ein völlig verzerrtes Körperbild. Die Körper, die wir im Fernsehen, Social Media oder in der Werbung sehen, sind nicht förderlich sich selbst zu lieben. Und man kann sich dem auch kaum entziehen, weil sie eben von überall auf uns hereinprasseln. Das gilt für Männer und für Frauen, denn auch Männern wird es nicht leicht gemacht. Aber wenn wir über FLINTA* sprechen gibt es natürlich dieses ganz bestimmte Schönheitsideal der schlanken Frau mit einem symmetrischen Gesicht. Es ist ja auch so absurd, wenn man darüber nachdenkt, dass man Männer zum Beispiel fragt: Was ist dein Typ Frau. Das hat ja nichts mit der Persönlichkeit zu tun und ob man einen Menschen lieben kann.

Wofür schämst du dich?

Ich schäme mich für nichts mehr. Mir ist es total wichtig, Menschen klar zu machen, dass man sich auch für seine etwas seltsamen Angewohnheiten nicht schämen muss. Ich habe auf Instagram zum Beispiel eine Reihe zu “Embrace your Awkwardness” gemacht und mit Menschen Dinge geteilt, für die ich mich eigentlich geschämt habe. Je offener Menschen über Dinge sprechen, die von der Gesellschaft stigmatisiert werden, umso mehr realisieren wir, dass wir eigentlich alle die gleichen komischen Dinge tun. Niemand ist damit allein und deswegen sollten wir uns dafür auch nicht schämen.

Was macht andere Menschen schön?

Menschen sind schön, wenn sie Gutes tun. Ich finde Menschen, die Dinge tun, die die Gesellschaft bewegen schön. Das ist mir viel lieber als nur darüber zu sprechen. Menschen die sich zum Beispiel für Tierwohl einsetzten oder für Frauen, die finde ich schön. Es ist immer der Charakter der einen Mensch schön oder hässlich macht.

*Das Akronym FLINTA steht für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans und a-gender Personen

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